Jeder kennt es, Adler nannte es "Tendenziöse Apperzeption".
In der Psychologie bezeichnet man mit Apperzeption das schon immer bearbeitete, verwandelte, behandelte Wahrnehmen, nämlich das verstehende, deutende, strukturierende Wahrnehmen, die Wahrnehmung ist also nicht einfach mal objektiv, sondern sie ist immer schon ein Produkt der Persönlichkeit.
Der Mensch erfasst das Wahrzunehmende nämlich mithilfe seiner schon vorhandenen, eigenen Denk-und Fühlstrukturen, in die er das neu Wahrgenommene eingebaut.
Unsere Weltanschauung, unsere Interessenlage, bereits gemachten Erfahrungen, unser Wissen, unsere Art zu denken, unser Art und Weise des Fühlens, unsere Stimmung und Bedürfnisse, sind dafür verantwortlich, wie wir die von außen kommenden Sinnesreize verarbeiten. Dieser Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und Leitlinien spielt eine besondere Bedeutung in der Individualpsychologie. Einerseits bestimmen frühere Erlebnisse und damit Wahrnehmungen die konkrete Ausbildung der Leitlinie und andererseits bestimmt die Leitlinie, wenn sie mal herausgebildete ist, die Art und Weise wie wir wahrnehmen.